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Texel 12:15 - Lemmer 21:10

Irgendwann muss man wieder zurück, gestern war der Tag. Nach einem Ausruhhafentag auf Texel war Niedrigwasser für 13:16 Uhr angesagt. Optimale Abfahrtszeit nach Den Oever, wo die Stevinsluiz zurück ins Ijsselmeer führt, ist eine halbe Stunde vorher. Der Wind blies von NO/O mit 3-4 Bft. Damit war klar, dass nur abschnittsweise gesegelt werden konnte.

Etwas ungeduldig legte ich (in loser Folge zusammen mit anderen) schon gegen 12:15 Uhr ab. Direkt hinter dem Hafen Segel gesetzt und ab zur ersten Etappe. Wenig Welle, böiger Wind, aber voller Segelspass. Noch ist geschlossene Wolkendecke, aber das macht nichts. Der Segelspass ist voll dabei und so geht es fast eine Stunde Richtung S/SSW, weil das Watt vorgibt, in welchen Schlängelungen das Fahrwasser sich ausbildet. Motor und Segel wechseln sich dann nochmals ab und je näher ich dem Ijsselmeer komme, desto mehr bricht die Sonne durch. Ich bewundere andere Crews die aufwändig im Fahrwasser kreuzen, um die Motorphasen durchsegeln zu können. Demnächst mit der bereits bestellten Selbstwendefock, kommt das für mich auch in Reichweite. So ist das anhand der Enge des Fahrwasser für mich einhand einfach zu aufwändig. Also muss die Unterwassergenua helfen.

Kurz vor Den Oever gönnt mir die Waddenzee ein besonders schönes Abschiedsgeschenk. Auf einer Sandbank sonnt sich eine Gruppe von 10 Seehunden, das Meer glitzert -eine zauberhafte Atmosphäre. Die Wirklichkeit holt mich dann vor der Schleuse zurück, wo gesellschaftliche Rücksichtslosigkeit sich auch bei Seglern wieder in Vordrängeln und Rücksichtslosigkeiten zeigt, die das Segeln aufgrund der Weite des Meeres ansonsten wunderbar ausblendet. Dabei ist es gar kein Problem: Aufgrund der Menge der Boote sollte jedem klar sein, dass jeder auch bei der ersten Schleusung mit kommt. Vordrängeln ist völlig unnötig.

Die Schleusung selbst ist völlig unspektakulär. Ich habe keine Ahnung wie, aber auch dieses Anlegemanöver an der Schleusenwand geht langsam, ruhig und sicher vor sich. Perfekt. Das Boot hat genau die Größe, dass das Gewicht die Position hält, bis ich es gesichert habe und dann leicht mit den Leinen oder auch dem Bugstrahlruder korrigieren kann, wenn nötig.

Wegen der Wartezeit bin ich erst kurz nach 16 Uhr aus der Schleuse. Ich setze Segel und überlege, was tun. Für morgen ist schwachster Wind angesagt, dann müsste ich wohl motoren, wenn ich zum Beispiel in Stavoren übernachte. Durchfahren wird knapp mit der Dunkelheit. Aber mit den Segeln komme ich jetzt auch nicht vorwärts, da es nur 1-3 kn Wind sind. Ich dümple mit 2,5 kn Langsamkeit dahin. Also Motor an, da hilft alles nichts. Dann kann ich auch direkt auf Lemmer zuhalten. Etwas höhere Drehzahl, trotz Wind 5,8 kn -das kann knapp passen.

Mittlerweile strahlt die Sonne in bester Manier und nach 2 Stunden klettert die Windanzeige auf 9-11 kn = 3-4 Bft. Ich überlege, ob ich die Segel doch noch einmal auspacke und setze, obwohl alles schon perfekt weggeräumt und sortiert ist. Aber hey, ich bin doch zum Segeln da. Also ein Ruck, Drehzahl Motor runter, in den Wind und hoch das Groß. Leicht wieder zurück drehen und raus mit dem Vorsegel. Motor aus und log geht der Ritt. Binnen kurzem liege ich bei 6,6, 6,7 kn, falle selten unter 6,2. Deutlich schneller als mit Motor! Die einzig richtige Entscheidung. Ich genieße die Sonne, das Rauschen des abfließenden Wassers und die Atmosphäre an sich. Ganz hart am Wind komme ich bis kurz vor Lemmer. Die Sonne verabschiedet sich gerade mit Bilderbuchabgang und ich motore die letzte Stunde gegen den Wind. Auf Anfrage schleust mich gegen 20.50 Uhr die Berufsschleuse noch nach binnen -ganz alleine. Mittlerweile ist die Sonne längste unter gegangen un die Dunkelheit lässt unbeleuchtete Tonnen kaum mehr erkennen. Aber ich habe ja nur noch ein kleines Stück. Gegen 21:10 Uhr gleite ich langsam in meinen Liegeplatz -allerhöchste Zeit. Ein toller Tag zum Urlaubsende.

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