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Stürmisch in den Oktober

Der September fiel segeltechnisch aus. Meine erste Fernreise seit fast genau 40 Jahren führte mich nach Bali -zwei Wochen = drei Wochenende + 1 Wochenende Vorbereitung -das wars segeltechnisch für den September. Also jetzt nachholen, was verpasst war? Eine Freundin im Gepäck gings am Samstag los zum Boot. Sonntagnachmittag mussten wir in Stavoren sein, weil Montagmorgen das gerissene Teil der Scheuerleiste auf Gewährleistung beim dortigen Händler repariert werden sollte. Der Samstag empfing uns dann mit vorhergesagten 18-27 kn Wind -das sind bis an die 7 Bft. Aber nur keine Blöße geben, wenn Besuch segeln will, wird gesegelt. Und immer, wenn jemand dabei ist, fangen die Fehler an. Als Regenschutz die Sprayhood beim Ablegen oben gelassen. Blöd, für den Rundumblick, insbesondere in engen Boxengassen. Und ja, sagt der Nachbar doch: Bei dem Seitenwind wirste rückwärts in die Boxengasse und raus fahren müssen. Aber doch nicht ich! Nun, ein Viertel aus der Box drückt der Wind so stark, dass ich wunderbar quer in der Boxengasse stand, die praktisch nur so breit ist, wie das Boot lang. Der Wind drückt, ich gebe viel Gas hin und her, sehe nach vorne nicht genug, habe aber das Glück des Tüchtigen. Ich kriege das Heck ein wenig in den Wind, der drückt dann den Bug nach vorne und ich bin so, wie ich will und fahre vorwärts die Boxengasse raus. Schweißgebadet. Aber das macht nichts, denn es waren nicht nur Regenschauer angesagt, sondern auch deutlich sichtbar. Natürlich kam der Wind aus W/NW, so dass man aus der Lemmerbuch rauskreuzen musste. Das bei +/- 20-24 kn Wind macht richtig Freude, trotz 2. Reffs im Groß. Natürlich waren wir die ersten, die lange vor den wenigen anderen Booten, die mittags raus fuhren, Segel hoch hatten und Motor aus. Aber das Boot ist einfach super konstruiert und gab auch unter diesen Bedingungen ein sicheres Gefühl. Nur halt viel Schräglage...

Bald war klar, nach Enkuizen geht gegen den Wind nicht vernünftig. Aber wir konnten den Kurs Richtung Urk legen und schossen nur so dahin -selten unter 6 kn, in Böen bis 7,5 kn. Mit Minifock. Denn wenn ich eine Regenfront kommen sah, reffte ich bei den Bedingungen die Fock auf die dritte vom Segelmacher gekennzeichnete Reffstufe. Und das war gut so. Denn die Regenfronten trieben den Wind bis auf gut 27 kn. Sie waren aber jeweils nur kurze Minuten und ansonsten verwöhnte uns die Sonne. Insgesamt malträtierte uns der Wettergott mit drei Regenfronten -aber dafür gibts ja vernünftige Kleidung. Und als Entschädigung eine perfekte Box in Urk. Gerade rechtzeitig, um bequem noch zu Baarsen gehen zu können, um die perfekten Kibbelinge zu essen.

Der Sonntag empfing uns dann mit bestem Sonnenschein -von morgens bis abends. Dazu 15-18 kn Wind, leider aus NW, aber was solls. Es war traumhaftes Segeln nach Stavoren, 6 Stunden kreuzen bei feinstem Segelwetter. Kein Regen, selten eine Wolke vor der Sonne und dann nur kurz. Bei guten 18°C ein feiner Genuss. Der dann noch mit einem großen Kibbelingteller in der Snackbar am alten Hafen gekrönt wurde. Draußen sitzen Anfang Oktober, windgeschützt, der Blick über den Hafen auf das Ijsselmeer -was für ein toller Tag.

Heute war dann unspektakulär. Fünf vor Zwölf war das defekte Scheuerleistenteil gewechselt, mit der letzten Brückenöffnung um 12 kam ich noch raus vom Händler, 12.45 Uhr war ich mit blödem Schleusenkino wieder raus auf dem Ijsselmeer. Kein Wind zum Segeln, aber feinste Sonne und an die 20° veredelten das lange Wochenende. Und das nächste steht schon nah bevor.

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