Letzter Halt: Norderney

Vorgestern ging es also von Helgoland weiter, auf meinen letzten Zwischenstop vor Holland. Nach Norderney. Die ersten drei Stunden bis zum Beginn des VTG gegenan war klar, aber trocken, zunächst wenig Wind und Welle gegenan -alles super. Dann der Knick an der Tonne Weser 2, wo es parallel zu den Nordseeinseln weiter geht. Der Wind kam jetzt fast 90° und Boundless lief wie entfesselt. Erstes Reff im Groß, schnell drittes Reff in der Selbstwendefock -weil wie immer18-20 kn Wind, was auch sonst. Um die Strömung bereinigt selten unter 6 kn, regelmäßi über 7 und einmal sogar 8 kn. Schneller geht nicht. Aber wie sollte es auch anders sein: Schon bald im Dauerregen. DAUERregen. Gute 4 Stunden lang. Bei wie immer hochsommerlichen 16°. Kurz vor der Anfahrt Norderney dann über Funk der "beruhigende" Funkverkehr Bremen Rescue Service mit Segelyacht Itaka. Da ich das über meine Notantenne empfange, die geringere Reichweite hat, kann das nicht weit entfernt sein... Ich hoffe, es ist nichts passiert. Dann die letzten 3 sm vor dem Hafen, am Nordseestrand von Norderney entlang. Soll heißen: Dem praktisch menschenleeren Nordseestrand... Aber jetzt mit bis zu 3 kn Gegenströmung, so dass ich für das letzte Stück über eine Stunde gebraucht habe. Aber was soll. Genau zwei, drei Minuten nach dem Anlegen als zweiter im Päckchen -mein erster Päckchenanleger alleine ohne die Besatzung des anderen Bootes- hört der Regen schlagartig auf und die Sonne kommt raus. ...

Gestern war dann ab frühem Vormittag wieder Traumwetter. Ich konnte früh raus aus dem Päckchen und mich an den Steg legen, weil die Boote dort bereits ablegten. Dann Fahrrad raus und einmal die Länge der Insel erkundet. Ca. 9 km mit dem Fahrrad Richtung Ostende -weiter geht nicht. Die restlichen 5 km muss man zu Fuß laufen, mit der Empfehlung barfuß. Ich denke kurz nach, seufze, und laufe los. Es sind viele sehr feuchte Stellen, teils 5-10 cm tief, die ich überspringen kann. Dann der traumhafte Strand des Ostendes. Mit dem berühmten Wrack. Jeder Menge Seehunde zum Greifen nah. Grandiose Sonne. Einfach überwältigend. Ich  gehe ein wenig Richtung Wasser, mache aus der Distanz Fotos von den Seehunden und der Nachbarinsel und schaue immer wieder skeptisch nach hinten. Ja, es ist Flut. Also schnell gepackt, den jetzt schon größeren Bogen am Strand um das Wasser und im Restbereich von 2 m zwischen Wasser und Zaun Richtung Dünenweg zurück gezogen. Zwei offensichtlich unerfahrene Touristen, die bei den Seehunden weilen, machen ich durch starkes Rufen aufmerksam. Sie verstehen schnell und eilen zurück -gerade noch rechtzeitig. Der Rückweg hatte es dann in sich. Offensichtlich drückt die Flut auch nach innen und die Bereich, wo ich gelaufen bin, liegen gut 10-40 cm unter Wasser. Und da Naturschutzgebiet ist der gekennzeichnete Weg auch einzuhalten. Also Schuhe aus, Strümpfe aus und unteren Teil der Hosenbeine abgezippt. Zum Glück geht das bei der Freizeithose, obwohl ich es noch nicht genutzt hatte. An einer Stelle zögere ich, weil ich die Tiefe nicht erkennen kann. Das Wasser geht mir, auf Zehenspitzen laufend, bis über die Knie. Eltern mit Kleinkindern gehen oder waten auch durchs Wasser, die Kinder bis zur Brust im Wasser...

Auch das ist irgendwann geschafft, aber da wünschte man sich schon einen besseren Hinweis auf dem Schild am Wegesanfang. Aber der Strand ist es wert und als ich zurück gehe kommen mir viele Touristen entgegen, die jetzt zum Strand wollen. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal 10 km gelaufen bin, aber mein Rücken ist nicht erfreut und ich bin froh, teils hügelauf und gegen heftigen Wind, wieder am Boot zu sein. Aber es war ein toller Tag auf Norderney...

Gleich geht es um 14 Uhr weiter. Mal sehen. Es ist mäßiger Wind und eine sehr windruhige Nacht vorhergesagt. Ich hoffe, das stimmt dieses Mal. Der brennende Autofrachter ist gestern auch erfolgreich nach Eemshaven geschleppt worden -perfekt. Dann steht dem Rückweg nichts mehr im Wege.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0