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Einfach laufen lassen...

Es ist der späteste Saisonstart, an den ich mich erinnern kann. Ich war zwar vor ein paar Wochen schonmal an Bord, aber Sturm und Regen haben die Wochenenden geprägt. Das soll jetzt anders werden. Daher: Auf zum Boot. Das hat noch den algengrünen Wintermantel an, also erst einmal mit Wasserdruck reinigen, solange der Akku hält. Direkt per Schlauch aus dem Hafen angesagt, kein Trinkwasser. Geht ca. 20 Minuten gut, dann ist der Akku leer und 1/4 der Arbeit geschafft. Das reicht erstmal, auf zum Segeln. Den Wassertank hatte ich abends noch gefüllt. Jetzt der spannende Moment: Wasserzufuhr zum Motor auf, Motorbatteriehauptschalter an, kurze Sichtkontrolle im Motorraum dann nach draußen und gestartet. Sofort da. Wie man sich das wünscht. Einfach klasse. Also Leinen am Bug los, aufs Boot geklettert und schnell zum Heck. Rückwärtsgang eingekoppelt, Heckleinen los. Eingekoppelt war kaum Bewegung wegen des starken Windes. Und kaum aus dem Hafen kam auch schon die Starkwindwarnung auf Kanal 1 mit 6 Bft. Ach was. Hinter dem Hafen direkt das Groß gesetzt, vorsorglich im ersten Reff. Ein wunderbares Gefühl. Alles läuft automatisch, als hätte es keine Winterpause gegeben. Der Wind steht noch aus SW mit etwa 25-30°, also bis hinter die Berufsschleuse motort, Vorsegel raus und etwas mehr backbord gehalten. Es sind 16-18 kn Wind, das GPS zeigt schnell 6 kn und mehr. Einfach laufen lassen. Genießen. Die Sonne zeigt sich, es ist kühl, aber nicht kalt. Das Wasser rauscht und der Wind umschmeichelt meine Ohren. Der Wetterbericht lässt sich über steigende Windgeschwindigkeiten aus -was solls. Hier ist die Boundless in ihrem Element. Im Hafen waren noch selten viele Boote auf dem Parkplatz ausgekrant. Dementsprechend leer ist es. Trotz Samstag und bester Segelzeit. Eine freudige Ruhe macht Platz in meinem Kopf...

Aber nur für eine gute Stunde. Dann geht der Autopilot plötzlich aus, ebenso der Windanzeiger. Stromlos. Display tot. Natürlich im unpassenden Moment: Ich bin kurz vor dem Fahrwasser und wollte gleich kreuzen. Die Steuerung auf dem Plotter reagiert nicht -ist ja klar, wenn der Autopilot keinen Strom hat, was offensichtlich ist. Also schnell unter Deck gerannt und die Navigationsgeräte ausgeschaltet. Damit sollte auch der Autopilotmotor ohne Strom sein. Hat geklappt. Unmittelbar am Fahrwasser kann ich gerade noch rechtzeitig das Ruder umwerfen. Ich lächele in mich hinein. So ist das, wenn man sich um Dinge nicht kümmert... Letztes Jahr hatte ich schon ein paar Mal für ein paar Sekunden einen Ausfall. Aber ich war zu bequem, auf Fehlersuche zu gehen. Das Problem in der Boundless: Irgendjemand hat Raymarinenetz und Simradnetz gemischt. LEIDER !!! Denn die Raymarinestecker haben eine Sicherung und können sich nicht selbst lösen. Ein Sicherungsring im Bajonetsystem verhindert das. Beim Simradnetzwerk wird nur gesteckt, ohne Sicherung. Vor zwei Jahren hatte ich schon die ersten Probleme dadurch - der Kompass vom Autopilot zeigte Fantasiewerte...

Zurück im Hafen dann einen passenden Torxschlüssel organisiert, um die Verkleidung unter Deck in Instrumentennähe zu demontieren, um die Kabel nachzuverfolgen. Es ist, wie ich vermutet habe: Knapp unter den Instrumenten ist eine Verteilerleiste vom Simradnetzwerk. Ich drücke einmal auf beide dort eingesteckten Kabel und den Endwiderstand, spüre allerdings kein Spiel, schalte dann die Navigationsinstrumente an und kontrolliere: Alles funktioniert, Autopilot- und Windanzeige sind normal an. Also aus, wieder Verkleidung angebaut und nochmals probiert -alles bestens. Zum Glück war das schnell gefunden...
Ich genieße trotz des heftigen und zunehmenden Windes die Sonne, reinige das Deck Akkuladung um Akkuladung und spleiße neue Festmacher -der Fingersteiger ist neu gekommen, dazu hatte man (ohne vorherige Info an mich) das Boot verlegt, zwei Festmacher fehlen und ich wollte sowieso längenmäßig optimieren und farblich an das Boot anpassen. Aufgrund des zunehmenden Windes gehe ich von 12 auf 14 mm -kann nicht schaden und stört bei den Festmachern nicht, die ja ständig am Liegeplatz verbleiben.

So vergeht ein erstes Segelwochenede sehr harmonisch. Ich bin wieder angekommen. Let's sail!

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